Komponisten

Fanny Hensel

Klavier
Stimme
Sopran
Alt
Tenor
Bass
Mixed chorus
Violine
Violoncello
Zu vier Händen
Lied
Kunstlied
Piece
Pastorale
Sonate
Trio
Walzer
Tanz
nach Beliebtheit

#

3 Lieder3 Mélodies, Op.4 (3 Melodien, Op.4)3 Mélodies, Op.5 (3 Melodien, Op.5)3 Songs4 Lieder for Piano, Op.2 (4 Lieder für Klavier, Op.2)4 Lieder for Piano, Op.6 (4 Lieder für Klavier, Op.6)4 Lieder for Piano, Op.8 (4 Lieder für Klavier, Op.8)5 Lieder, Op.106 Lieder, Op.16 Lieder, Op.76 Lieder, Op.9

D

Das Jahr, H.385

G

Gartenlieder, Op.3Gebet in der Christnacht

K

Klavierstück, H.459

P

PastorellaPiano Sonata in G minorPiano Trio, Op.11 (Klaviertrio, Op.11)

S

Sehnsucht nach Italien

W

Walzer
Wikipedia
Fanny Hensel (* 14. November 1805 in Hamburg; † 14. Mai 1847 in Berlin; gebürtig Fanny Zippora Mendelssohn; getauft Fanny Cäcilie Mendelssohn Bartholdy) war eine deutsche Komponistin der Romantik, deren Gesamtwerk – mit wenigen Ausnahmen – 1965 aus Familienbesitz der Stiftung Preußischer Kulturbesitz anvertraut wurde. Eine musikalische Karriere und Veröffentlichungen zu Lebzeiten waren ihr von der Familie weitgehend untersagt worden.
Fanny Hensel wurde am 14. November 1805 als Tochter von Lea, geb. Salomon (1777–1842), und Abraham Mendelssohn (1776–1835) in Hamburg geboren. Sie war die ältere Schwester des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy (1809–1847). Fanny Hensel war Enkelin des berühmten jüdischen Philosophen Moses Mendelssohn und entstammte mütterlicherseits einer Musikerinnenfamilie. Fannys Mutter Lea Mendelssohn, geborene Salomon, war die Enkelin des Unternehmers Daniel Itzig. Die Frauen der Familie Itzig konzertierten als Pianistinnen, waren Mitglieder der Sing-Akademie zu Berlin und mit Ludwig van Beethoven bekannt.
Die ersten Jahre ihrer Kindheit verbrachte Fanny in ihrer Geburtsstadt Hamburg. Im Jahre 1811 zog die Familie nach Berlin zurück, um den Repressionen der französischen Besatzung unter Marschall Louis-Nicolas Davout zu entgehen. Die jüdische Familie Mendelssohn ließ ihre Kinder am 21. März 1816 von Johann Jakob Stegemann, dem Pfarrer der Reformierten Gemeinde der Berliner Jerusalems- und Neuen Kirche, in einer Haustaufe evangelisch taufen. Dabei wurde Fannys zweiter Vorname in Cäcilie geändert, und ihrem Familiennamen wurde der Zusatz Bartholdy beigefügt, den die Eltern später ebenfalls annahmen. Am 23. Februar 1823 erhielt die Familie die offizielle, behördliche Genehmigung, ihrem Nachnamen Mendelssohn den Namen Bartholdy anzufügen.
Fanny Mendelssohn Bartholdy wurde am 3. Oktober 1829 in der Parochialkirche (Berlin) mit Wilhelm Hensel, einem berühmten Hofmaler an der Akademie der Künste zu Berlin, getraut. Dazu hatte sie das Präludium für Orgel zum 3. Oktober 1829 F-Dur komponiert.
Ihr einziger Sohn, Sebastian Hensel (1830–1898), wurde am 16. Juni geboren.
Fanny erhielt ersten Klavierunterricht bei Franz Lauska (1813) und von ihrer Mutter, die als Schülerin Johann Philipp Kirnbergers, einem Schüler Johann Sebastian Bachs, in der Berliner Bach-Tradition ausgebildet worden war. So konnte sie dreizehnjährig im Jahre 1818 dem Vater zum Geburtstag bereits alle 24 Präludien aus dem Wohltemperierten Klavier Johann Sebastian Bachs auswendig vortragen. Daneben erhielten Fanny und Felix Kompositionsunterricht bei Carl Friedrich Zelter (ab 1819). Die ersten bekannten Kompositionen der Geschwister waren zwei Liedvertonungen, die sie ihrem Vater zum Geburtstag am 10. Dezember 1819 schenkten.
In Paris studierten die Geschwister eine kurze Zeit bei der Pianistin Marie Bigot und anschließend bei Ludwig Berger. Am 1. Oktober 1820 traten beide in die von Carl Friedrich Zelter geleitete Sing-Akademie zu Berlin ein. Ende des Jahres 1824 erhielten sie einige Wochen Klavierunterricht bei dem Virtuosen Ignaz Moscheles anlässlich dessen Berlinbesuchs.
Anders als ihrem Bruder Felix gestattete es der Vater der kompositorisch und pianistisch ebenfalls hochbegabten Tochter nicht, ihr Talent zu ihrem Beruf zu machen. Er drückte das so aus: „Die Musik wird für ihn [Felix] vielleicht Beruf, während sie für Dich stets nur Zierde, niemals Grundbaß Deines Seins und Tuns werden kann und soll.“ Ihr Lehrer Zelter schrieb an Goethe am 18. Februar 1831 über ihre Fähigkeiten als Pianistin, ganz dem damaligen Zeitgeist entsprechend, sie spiele „wie ein Mann“, was damals das höchste Lob für eine Frau war. Als Fanny sich später um die Veröffentlichung ihrer Kompositionen Gedanken machte, sprachen sich Vater und Bruder gegen eine Drucklegung aus. Diese Haltung beruhte auf der Einstellung der bürgerlich-akademischen Kreise, dass es für eine Frau von ihrem Stand nicht schicklich war, Geld zu verdienen. Konzertiert werden durfte zwar, jedoch nicht in der Öffentlichkeit und nicht für Geld. Auch dem Notendruck haftete in erster Linie das Bestreben an, Geld zu verdienen. Hensel schrieb sechs Jahre vor ihrem Tod an einen Freund in England:
„Komponiert habe ich in diesem Winter rein gar nichts. Wie einem zu Muth ist, der ein Lied machen will, weiß ich gar nicht mehr […] Was ist übrigens daran gelegen? Kräht ja doch kein Hahn danach und tanzt niemand nach meiner Pfeife.“
Im Jahre 1823 begannen bei der Familie Mendelssohn die sogenannten „Sonntagsmusiken“. Im sogenannten Gartensaal ihres Anwesens an der Leipziger Straße wurden dabei im halböffentlichen Rahmen – die Anzahl der Gäste betrug gelegentlich bis über 300 – Werke von Bach, Gluck, Beethoven oder zeitgenössischer Meister sowie der Mendelssohn-Geschwister selbst aufgeführt. Unter den Gästen befanden sich beispielsweise Robert und Clara Schumann, Franz Liszt, der Geiger Joseph Joachim, die Sängerin Henriette Sontag oder die Komponistin Johanna Kinkel. Nach Beginn der zweijährigen Bildungsreise ihres Bruders 1831 übernahm Fanny Hensel die alleinige Programmgestaltung, Einstudierung, Chor- bzw. Orchesterleitung sowie eigene solistische Teilnahme und Aufführung u. a. ihrer und ihres Bruders Kompositionen. Sie führte dabei beispielsweise auch Christoph Willibald Glucks Oper Orfeo ed Euridice oder das Oratorium Paulus von Felix Mendelssohn auf, letzteres vor über 300 Gästen. Die Komponistin Johanna Kinkel (1810–1858), die in den 1830er Jahren mehrmals sowohl als Zuhörerin als auch aktive Teilnehmerin an den Sonntagskonzerten teilhatte, beschrieb Fanny Hensels musikalische Persönlichkeit:
„Fast alle berühmten Künstler, die Berlin besuchten, erschienen Sonntags einmal mitwirkend oder zuhörend bei Frau Hensel. Auch die Elite der Berliner Gesellschaft suchte dort Zutritt, und die grossen Räume des Hauses waren meist überfüllt. Mehr als die grössten Virtuosen und die schönsten Stimmen, die ich dort hörte, galt mir der Vortrag Fanny Hensels, und ganz besonders die Art, wie sie dirigierte. […] Ein Sforzando ihres kleinen Fingers fuhr uns wie ein elektrischer Schlag durch die Seele und riss uns ganz anders fort […]“
Gemeinsam mit ihrem Bruder hatte Fanny Hensel berühmte Klavierlehrer: Marie Bigot, Ludwig Berger und Ignaz Moscheles. Als Pianistin trat sie jedoch selten außerhalb der Sonntagskonzerte auf. Zu ihren wenigen öffentlichen Auftritten gehört die Aufführung des Klavierkonzertes Nr. 1 g-Moll op. 25 (MWV O 7, 1831) ihres Bruders im Februar 1838. Ihr herausragendes pianistisches Können ist in ihren Klavierstücken reflektiert, zum Beispiel in ihrem Klaviertrio op. 11 in d-Moll. Während ihrer Italienreise im Jahre 1839/1840 hatte sie künstlerischen Austausch mit dem jungen französischen Komponisten Charles Gounod, den sie mit dem Vortrag von Werken Beethovens und Bachs aus dem Gedächtnis beeindruckte und ihm damit Beispiele deutscher Kompositionskunst nahebrachte. Gounod besuchte sie im Mai 1843 in Berlin.
Kurz vor Lebensende fasste sie mit Hilfe eines neuen guten Freundes, des jungen Robert von Keudell, den Entschluss, einige Werke ohne die Erlaubnis ihres Bruders und entgegen dem Familiendogma zu veröffentlichen (op. 1–7). Diese bestehen zum großen Teil aus Klavierwerken, Liedern für das Pianoforte, einem Klaviergenre, das lange Zeit ausschließlich im Zusammenhang mit ihres Bruders Felix Mendelssohn Bartholdys Liedern ohne Worte betrachtet wurde. Fanny Hensel prägte den Ausspruch „mit den Fingern zu singen“. Neben ihren rund 250 Liedern mit Klavierbegleitung komponierte sie unausgesetzt Musik für ihr Instrument, in die sie die gesangliche Setzweise bis in die Virtuosität einfließen ließ. Auch ihr hochvirtuoses Klaviertrio hat einen dritten Satz, der mit „Lied“ überschrieben ist.
1821 lernte Fanny Hensel schon ihren zukünftigen Ehemann, den Maler Wilhelm Hensel, kennen. Aufgrund seines mehrjährigen Studienaufenthalts in Italien verbot aber ihre Familie eine Verlobung und jeglichen Kontakt, Nichteinmal Briefwechsel waren gestattet. Um trotzdem weiterhin zu kommunizieren, verschickte Wilhelm Zeichnungen nach Berlin und Fanny vertonte Gedichte seines Freundes Wilhelm Müller. 1828 kehrte Wilhelm nach einer langen Trennungszeit zurück, hatte aber Schwierigkeiten, Zugang zum Freundeskreis, der sich um Fanny Hensel gebildet hatte, zu finden.
Während ihrer Brautzeit bangte Fanny um ihre Musikausübung und mit ihrer "Mädchenzeit" ihre Kunst zu verlieren, ihre Briefe handelten immer wieder davon, ob und wie sie ihre Musik durch ihre Brautzeit hindurch in die Ehe retten werde. Dies gelang ihr aber unter anderem durch die Unterstützung und Förderung ihrer Musikausübung von ihrem Ehemann sowie die Tatsache, dass er die künstlerische Zusammenarbeit mit seiner Frau suchte. Aber auch ihre räumliche Situation unterstütze dies, so war es ihnen möglichen, auf kleinem Raum Arbeits- und Familienleben möglichst eng miteinander zu verbinden, welches zu verschiedenen Zusammenarbeiten führte. So vertonte sie in ihrem ersten Ehejahr hauptsächlich Gedichte ihres Mannes, in ihrem zweiten Ehejahr konzentrierte sie sich auf das Komponieren, in dem ihre Orchesterouvertüre als auch ihre Kantaten entstanden.
Am Nachmittag des 14. Mai 1847 verstarb Fanny plötzlich an den Folgen eines Schlaganfalls. Sie leitete gerade die Probe zu einer ihrer Sonntagsmusiken, es wurde Felix Mendelssohn Bartholdys Die erste Walpurgisnacht einstudiert.
Wilhelm Hensel, der die kompositorische Begabung seiner Frau immer außerordentlich gefördert und unterstützt hatte, bat danach seinen Schwager um die Veröffentlichung einiger ihrer Werke (op. postum 8–11). Felix Mendelssohn überlebte seine Schwester um ein halbes Jahr. Zeit ihres Lebens hatten sie in engem musikalischen, brieflichen und persönlichen Austausch gestanden.
Die frühesten Kompositionen, die von Fanny Hensel bekannt wurden, schrieb sie im Alter von 15 Jahren. Unter ihren weit mehr als 450 Werken – ohne skizzierte oder verschollene Werke  – finden sich Kammermusikwerke, Chöre, Kantatenkompositionen, szenische Werke, Orchestermusik und ihre Lieder, der „neben den Klavierwerken wichtigste Schaffensbereich Fanny Hensels“, von denen sie etwa 250 verfasste. Nur ein Bruchteil davon wurde bislang veröffentlicht, die ersten hatte Felix Mendelssohn unter seinem Namen drucken lassen. In dessen Liederheft Zwölf Gesänge mit Begleitung des Pianoforte op. 8 (erschienen 1827) stammen die Nummern 2 (Das Heimweh), 3 (Italien) und 12 (Duett: Suleika und Hatem), in dessen zweitem Liederheft von Zwölf Lieder mit Begleitung des Pianoforte op. 9 (erschienen 1830) stammen die Nummern 7 (Sehnsucht), 10 (Verlust) und 12 (Die Nonne) von Fanny Hensel, ohne dass diese als Komponistin genannt wurde.
Das erste unter ihrem eigenen Namen gedruckte Werk erschien 1834 in der Londoner Musikzeitschrift The Harmonicon. Es ist das Lied Ave Maria auf Worte von Sir Walter Scott und trägt die Autorenangabe Mad.elle Mendelssohn Bartholdy, now Madame Hensel.
Die musikwissenschaftliche Forschung hat sich seit den 1970er Jahren verstärkt Fanny Hensel zugewandt. Jedoch steht die vollständige Entdeckung, Bearbeitung, Interpretation und historisch-kritische Publikation ihrer Kompositionen und Schriften noch aus. Unter der Dirigentin und Musikjournalistin Elke Mascha Blankenburg erlebten einige der groß besetzten Werke Hensels zwischen 1984 und 1987 ihre Welturaufführung, u. a. die Ouvertüre in C-Dur durch das Clara-Schumann-Orchester unter Leitung Blankenburgs am 7. Juni 1986 in der Frankfurter Alten Oper.
Die Autographen ihrer Werke befinden sich im Mendelssohn-Archiv der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Berlin sowie in Privatbesitz.
Die Herausgeberschaft des Gesamtwerkes Fanny Hensels ist erst in den Anfängen. Zu Lebzeiten begann die Komponistin ihr Werk erst in dem Moment mit Opuszahlen zu versehen, als sie sich – kurz vor ihrem Tod – gegen den Willen der Familie zur Publizierung entschloss. Sie kam dabei bis zur Opuszahl 7. Für die Nummern 8 bis 11 postum sorgte ihr Mann Wilhelm Hensel. Eine Ausnahme bilden sechs Lieder mit Klavierbegleitung, die 1827 innerhalb von Liederzyklen ihres Bruders erschienen: Es handelt sich um Felix Mendelssohn Bartholdis Lieder op. 8 und op. 9. Die ab 1846, kurz vor ihrem Tod unter ihrem eigenen Namen selbständig herausgegebenen Werke Opus 1–7 sind ebenso alles Lieder, unter ihnen Chorlieder und zum großen Teil Lieder ohne Worte für Klavier.
Im Einzelnen:
Weihnachten 1846, Berliner Verlag Bote & Bock, drei Hefte mit ausgewählten Werken
1847 folgte die Veröffentlichung weiterer vier Hefte im Verlag A. M. Schlesinger (op. 4 u. 5) und Bote & Bock (op. 6 u. 7):
Nach ihrem plötzlichen Tod erschienen 1850 postum im Leipziger Verlag Breitkopf & Härtel noch vier Bände nachgelassener Werke, editiert von Familienmitgliedern:
Vokalmusik: Zahlreiche Lieder für eine Singstimmer und Klavier, Duette, Vokalterzette/-quartette und andere Solobesetzungen. Chorwerke mit und ohne Begleitung durch Klavier bzw. Orchester, insb. Kantaten (Lobgesang, Hiob, Oratorium nach Bildern der Bibel: Cantate für die Toten der Cholera-Epidemie 1831), Dramatische Szene Hero und Leander nach Schiller, Szene aus Faust II für Frauenchor und Sopransolo mit Klavierbegleitung.
Klavier- und Orgelmusik: Zahlreiche einzelne Klaviersätze, sowie zwei vollständige Klaviersonaten c-moll und g-moll; Klavierzyklus Das Jahr.
Kammermusik: Einige Stücke für Violine bzw. Violoncello mit Klavierbegleitung, Klavierquartett As-Dur, Streichquartett Es-Dur.
Orchesterstücke: Ouvertüre für Orchester C-Dur.
Gedenktafel am Gebäude des Bundesrats in der Leipziger Straße in Berlin
Grabstätte mit Grabmal der Komponistin Fanny Hensel, geborene Mendelssohn, auf dem Friedhof I der Dreifaltigkeitsgemeinde
Ausschnitt aus dem Stammbaum der Mendelssohn-Familie mit Fanny Hensel an der Wand der Dauerausstellung in der ehemaligen Kapelle auf dem Dreifaltigkeitsfriedhof I in Berlin-Kreuzberg
Bronzebüste Fanny Hensel vor der Mendelssohn-Remise in Berlin-Mitte von Lore Plietzsch