Komponisten

Valentin Rathgeber

Stimme
Sopran
Alt
Tenor
Bass
Violine
Mixed chorus
String ensemble
Orchester
Violoncello
Geistliche Musik
Heilige Messe
Requiem
Funeral music
Antiphon
Sacred hymns
Hymne
Instrumentalkonzert
Miserere
Buch der Psalmen
nach Beliebtheit
Alma redemptoris Mater in D major, R 300/7Chelys Sonora, Op.6Cithara Davidis Poenitentis, Op.13Octava musica clavium octo musicarum, R 295Pastorellen für die Weihnachtszeit, R 322Requiem in E-flat major, R 297/9Von der edlen Musik, R 319/9Vox Sonora Decantans, Op.10
Wikipedia
Johann Valentin Rathgeber (* 3. April 1682 in Oberelsbach; † 2. Juni 1750 im Kloster Banz) war ein deutscher Benediktinermönch, Komponist, Organist und Chorleiter des Barock.
Valentin Rathgeber war das sechste Kind der Eheleute Valentin Rathgeber (1643–1711) und Anna Rathgeber, geborene Scheuplein. Von seinem Vater, Lehrer und Organist in Oberelsbach, erhielt er den ersten Musikunterricht. Nach dem Besuch der Lateinschule begann er mit 19 Jahren im Jahr 1701 ein Studium an der Universität Würzburg, zunächst in den Fächern Rhetorik, Mathematik und Rechtswissenschaften. Später wechselte er zum Fach Theologie. Seine erste Stellung trat er 1704 als Schulmeister und Organist am Juliusspital in Würzburg an. Im Jahr 1707 übernahm er die Stelle des Musikers und Kammerdieners beim Abt des Klosters Banz, Kilian Düring (1641–1720). Am 26. November des genannten Jahres trat er als Novize in den Benediktinerorden ein und legte am 26. Dezember 1708 das Mönchsgelübde („Profess“) ab. Am 21. September 1709 empfing er im Würzburger Kiliansdom die Subdiakonatsweihe, am 20. September die Diakonatsweihe und schließlich am 19. Dezember 1711 die Priesterweihe. Als Ordensnamen wählte er seinen zweiten Taufnamen Valentin. Seitdem war er als Organist, Chorleiter und Prediger, später auch als Regens am Kloster Banz tätig, wo er bis an sein Lebensende blieb. Zur Erforschung der Biografie und der Werke Rathgebers wurde die Internationale Valentin-Rathgeber-Gesellschaft gegründet.
In den Jahren 1729–1738 unternahm der Komponist eine wahrscheinlich unerlaubte Studienreise, nachdem seine Bitte, sich im Rahmen der Reise über die Neuerungen auf musikalischem Gebiet fortbilden zu dürfen, vom Abt abgelehnt wurde. Dokumentierte Stationen dieser Reise waren unter anderem Mainz, Bonn, Köln, Trier und Stuttgart; ab 1731 führte in seine Reise über Schloss Montfort, 1732 Wettingen (im Schweizer Kanton Aargau), Pfäfers bei St. Gallen, 1733 Wasserburg, Habach am Staffelsee und 1734 zum oberbayerischen Kloster Scheyern. Meistens kam er in Benediktinerklöstern unter und bedankte sich bei seinen Gastgebern mit Widmungen seiner Kompositionen. In den Jahren 1734 bis 1738 weilte Rathgeber überwiegend in Augsburg und München und verbrachte dazwischen das Jahr 1735 besuchsweise in den Benediktinerklöstern Admont in der Steiermark und Pannonhalma bei Raab in Ungarn.
Am 2. September kehrte Rathgeber nach Kloster Banz zurück. Wegen seines unerlaubten Weggangs neun Jahre zuvor wurde er zunächst 17 Tage lang inhaftiert und verbrachte diese Zeit angeblich in einem unterirdischen Gefängnis des Klosters. Anschließend wurde er nach Beichte und Erneuerung des Ordensgelübdes auf Grund der Fürsprache von Gönnern wieder in die Ordensgemeinschaft aufgenommen und durfte wieder seine bisherigen Ämter wahrnehmen. Im Jahr 1744 wird sein Name in der Gästeliste des Kurortes Bad Kissingen erwähnt. Rathgeber litt in seinen letzten Lebensjahren an der Gicht und verstarb im Juni 1750 an den Folgen eines Schlaganfalls.
Ob der Komponist sein Kloster mit oder ohne Zustimmung des Abts für die Bildungsreise verlassen hat, wird kontrovers diskutiert. Nachdem er sich in dieser Zeit überwiegend in anderen Benediktinerklöstern aufgehalten hat, spricht diese Tatsache gegen einen unerlaubten Weggang, weil die Äbte der anderen Klöster ihn dann gemäß der benediktinischen Regel nicht hätten aufnehmen dürfen; er hätte dann als „Gyrovage“ (regellos umherschweifender Mönch, RB 61, 13–14) gegolten. Andererseits spricht der belegte Gefängnisaufenthalt und vielleicht auch die Erneuerung des Gelübdes für einen unerlaubten Weggang. Diese Schlussfolgerung wird aber durch die Tatsache abgeschwächt, dass Mönche nach einer längeren Reise nichts von ihren Erlebnissen außerhalb des Klosters erzählen durften (RB 67,5) und zu diesem Zweck eine gewisse Zeit getrennt von den anderen Mönchen in größerer Zurückgezogenheit leben mussten. Außerdem ist die Erneuerung des Gelübdes bei den Benediktinern ohnehin in regelmäßigen Abständen üblich.
Valentin Rathgeber war ein vielseitiger und produktiver Komponist, der vor allem die praktischen Erfordernisse der Musikausübung in den ländlichen Pfarreien im Blick hatte. Seine Werke wurden ab 1721 in Augsburg verlegt, und er machte sich damit einen Namen als Komponist von leicht ausführbarer Kirchenmusik, für die er einen großen Markt erkannte und überhaupt erst eröffnete. In den Jahren der Wanderschaft konnte er auch auf dem Gebiet der weltlichen Musik Erfolge verbuchen: Seine Kompositionen und Arrangements in seinem Tafel-Confect fanden große Resonanz. Sein Schwerpunkt lag jedoch auf der geistlichen Vokalmusik. Sein Gesamtwerk umfasst mehrere hundert Opuszahlen, die vor allem aus Messen, Hymnen, Arien, Litaneien, Requien, Magnificats, Offertorien und Instrumentalkonzerten bestehen.
Sein Augsburger Tafel-Confect (kurz für Ohren-vergnügendes und Gemüth-ergötzendes Tafel-Confect) ist eine Liedersammlung, aus der zum Nachtisch musiziert werden sollte, im Gegensatz zur Tafelmusik zum Hauptgang. Er veröffentlichte sie in drei Büchern 1733, 1737 und 1739; Johann Caspar Seyfert (1697–1767) fügte 1746 ein viertes Buch hinzu. Eine ähnliche Sammlung entstand 1740 mit der Ostracher Liederhandschrift, die dem Zisterzienserpater Theobald Vogler zugeschrieben wird. Das anonym erschienene Tafel-Confect (erschienen bei Friedlaender 1902) stellt sich schon dem Titel nach in die Tradition des gedruckten, generalbass-begleiteten Quodlibets, wie es im 17. Jahrhundert von Jacob Banwart (1609–1657), Samuel Friedrich Capricornus (1628–1665), Wolfgang Carl Briegel (1626–1712) und anderen komponiert und herausgegeben worden war. Wie diese behandeln Rathgebers Quodlibets beispielsweise volkstümliche Themen, Wettstreite von Berufsständen, das Studentenleben, und karikieren mit geschickter musikalischer Ironie die Musikausübung, allerdings teilweise mit antisemitischen Affekten. Eine ganze Reihe von Stücken ist nahezu szenisch angelegt, welche damit in den Bereich der weltlichen Kantate hineinragen. Der Komponist entlehnte hier teilweise Texte und Melodien aus dem populären Liedgut seiner Zeit – ähnlich wie das Quodlibet in Bachs Goldberg-Variationen (BWV 988), dessen melodische Vorlage sich ebenfalls im Tafel-Confect befindet: „Salvete hospites“ (im 2. Teil, Nr. 7); zum anderen Teil stehen hier Neukompositionen von Rathgeber. Für die Musik des 18. Jahrhunderts war diese Sammlung von besonderer Bedeutung, was sich gerade daran zeigt, dass sie zum Materialfundus für spätere Komponisten wurde. Der Musikwissenschaftler D. Cushman hat dies 1973 am Beispiel von Joseph Haydn nachgewiesen.
Nach dem Forschungsstand von 2015 sind folgende Werke Valentin Rathgebers erhalten: 164 Offertorien, 61 marianische Antiphonen, 42 Messen, 36 Hymnen, 16 Geistliche Arien, 15 Psalmen, 14 Vespern, 13 Litaneien, 1 Requiem, 8 Miserere-, 6 Tantum ergo-, drei Tenebrae-, drei Magnificat-, zwei Te Deum-, zwei Libera-me-Vertonungen, eine Komplet, 60 "Schlagarien" (für Tasteninstrumente), darunter 10 Pastorellen für die Weihnachtszeit, 39 Lieder (so z. B. Worte und Weise des bekannten Liedes Alleweil ein wenig lustig) und Arien aus dem Augsburger Tafelconfect sowie 24 Instrumentalkonzerte.
Aria pastorella (Ulrich Metzner, Orgel)
Ausstellungen
Symposien
Vorträge
Gebäude
Straßen